Verbandspolitische Bewertung der politischen Handlungsbedarfe.
Mit dem vorliegenden Kurzpapier zur anstehenden Bundestagswahl nimmt der Verband der Schwesternschaften eine verbandspolitische Bewertung des aktuellen politischen Handlungsbedarfs vor.
Darüber hinaus dient das Papier als Anregung zum Diskurs und leistet einen Beitrag zur politischen Willensbildung der Mitglieder in den Rotkreuzschwesternschaften. Um deren Interessensvielfalt Rechnung zu tragen, fokussieren sich die folgenden Ausführungen auf ausgewählte Themen und dringende Handlungsbedarfe in der pflegerischen Versorgung.
Reformstau in der Pflegegesetzgebung beheben
Zur Sicherung der pflegerischen Versorgung der Bevölkerung, fordern wir den politischen Willen, die zu einer zukunftsfähigen Berufsausübung notwendigen und bereits in Gang gesetzten Gesetzgebungen zeitnah zu beschließen. Insbesondere die Entwürfe zum Pflegefachassistenzgesetz und zum Pflegekompetenzgesetz müssen zeitnah auf dem parlamentarischen Weg verabschiedet werden. Das angekündigte APN-Gesetz (Advanced-Practice-Nursing) muss schnellstmöglich folgen, um drohender Unterversorgung entgegenzuwirken.
Kompetenzerweiterung
Angesichts einer sich zuspitzenden Fachkräftesituation und einer drohenden Versorgungskrise, können die Potenziale der Pflegefachberufe nicht ungenutzt bleiben. Zur Ausschöpfung dieser wertvollen Ressource braucht es dringend eine Neuordnung der Verantwortlichkeiten in den Heilberufen. Community Health Nurses (CHN) könnten bspw. drohende Versorgungslücken in der Primärversorgung schließen.
Wir fordern den Gesetzgeber auf, die zur eigenständigen Heilkundeausübung notwendige Modernisierung des Berufs-, Leistungs- und Haftungsrechts in die Wege zu leiten.
Zukunftsfähiges Pflegebildungssystem
Wir fordern die zukunftsfähige Ertüchtigung des Pflegebildungssystems, orientiert an den bestehenden und zukünftigen Versorgungsbedarfen der Bevölkerung. Neben der Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Bildungsleveln sind – im Sinne des lebenslangen Lernens – transparente Übergänge, von der Fachhelferausbildung bis zur Promotion, zu schaffen. Die zeitnahe Umsetzung des vorliegenden Entwurfs für eine bundeseinheitliche Pflegefachassistenzausbildung mit einer Mindestausbildungsdauer von 18 Monaten ist hierzu der erste Schritt.
Wir fordern zwingend ein politisches Bekenntnis zum Ausbau der Akademisierung in den Pflegeberufen und der dafür notwendigen Strukturen (Studiengengänge; Förderung Pflegeforschung etc.). Neben dem Anschluss an internationale Standards, trägt akademisches Pflegefachpersonal nachweislich zur Qualitätsverbesserung in der Versorgung bei. Perspektivisch sehen wir eine Voll Akademisierung als zielführend an.
Gesundheitsversorgung muss zur Chefsache gemacht werden.
Wir fordern rechtliche Rahmenbedingungen, die eine gleichberechtigte Kooperation zwischen den verschiedenen Gesundheitsprofessionen ermöglichen und damit den Weg zu einem modernen und resilienten Gesundheitsversorgungssystems bereiten. Hierzu gehört die Einführung multiprofessioneller Vergütungsmodelle und eine Abkehr von der Arzt-Zentrierung.
Gemeinnützige Organisationen leisten mit ihrer Expertise einen essenziellen Beitrag zur regionalen und ländlichen Versorgungssicherung. Wir fordern den Gesetzgeber auf, eine angemessene Finanzierung sicherzustellen und zielgerichtete Rahmenbedingungen zur Entwicklung moderner, bedarfsorientierter und sektorenübergreifender Versorgungsformen bereitzustellen.
Förderung und Unterstützung bei der Entwicklung von neuen Wohn- und Betreuungsformen, sowie ein Abbau der Sektorengrenzen in der Langzeitpflege. Stärkung der teilstationären Versorgungsformen, sowie eine Angleichung der Finanzierung von ambulanten betreuten Wohngemein-schaften gegenüber vollstationären Einrichtungen.
Bevölkerungsschutz bei Krisen und Katastrophen
Als Pflegefachverband im Deutschen Roten Kreuz fordern wir angesichts drohender Krisen- und Katastrophenereignisse, die Profession Pflege zwingend in die Krisen- und Katastrophenschutzpläne einzubin-den und die Voraussetzungen für die Etablierung von Desaster-Health-Nursing im Gesundheitssystem zu schaffen.
Neben Primärqualifizierungsprogrammen für alle Pflegefachpersonen, ist zur Bewältigung der erweiterten Rolle (Desaster-Health-Nurse) eine Ausstattung mit entsprechenden Kompetenzen und notwendigem Wissen nötig, um im Krisen- und Katastrophenfall zur Aufrechterhaltung und Stabilisierung der lokalen Gesundheitsversorgungssysteme einen essenziellen Beitrag leisten zu können.
Transformation gestalten, verbindliche Strukturen schaffen
Die Anpassung an die derzeitigen gesellschaftlichen und politischen Wandlungsprozesse verlangt die aktive Gestaltung dieser Transformati-on. Exemplarisch sehen wir weiteren dringenden politischen Handlungsbedarf in folgenden Bereichen
Berlin, 12. Februar 2025
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