Reaktionen auf Web-Serie "Ehrenpflegas"

Um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegen zu wirken, hat das Bundesfamilienministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend vor gut einem Jahr die „Ausbildungsoffensive Pflege“ ins Leben gerufen. Unter dem Slogan „Mach Karriere als Mensch“ sollen nach eigenem Bekunden „junge Menschen für den Zukunftsberuf Pflege begeistert werden“. Als neuester Baustein dieser Aktion wurde im Oktober die Miniserie „Ehrenpflegas“ auf YouTube veröffentlicht (hier ansehen).

Offener Brief an Bundesministerin Dr. Franziska Giffey

Die Serie erntete sowohl in den sozialen Medien als auch in den offiziellen Gremien viel – zum Teil sehr harsche – Kritik. Auch wir als Verband der Schwesternschaften (VdS) haben uns in einem Offenen Brief an Bundesministerin Dr. Franziska Giffey positioniert.

PDF Download

Antworten unserer Auszubildenden an Bundesministerin Dr. Giffey

Als Pflegefachverband haben wir das Mandat, auch unsere Auszubildenden auf politischer Ebene zu vertreten. Daher traten wir an Schulen heran, in denen Schwesternschaften Träger der Ausbildung sind – mit der Bitte um Rückmeldung der Auszubildenden zu „Ehrenpflegas“.

Wir sind sehr beeindruckt von den engagierten und sehr differenzierten Schreiben, die uns erreicht haben. Viele Auszubildende sprechen der Ministerin grundsätzlich ihren Dank für die Kampagne aus und sehen auch das Format einer YouTube-Serie positiv. Darüber hinaus äußern die angehenden Pflegekräfte jedoch auch viel Kritik und Enttäuschung zu der Darstellung ihrer Ausbildung und des Berufes insgesamt.

Einige Statements haben wir dem Offenen Brief an Bundesministerin Dr. Giffey hinzugefügt.

Alle Reaktionen unserer Auszubildenden lesen Sie hier.

• Was will man damit ausdrücken? Jeder Dumme kann pflegen? Generalistische Ausbildung – jetzt bin ich der General!

• Es ist zu übertrieben.

• Es wird ins Lächerliche gezogen.

• Sorry, entweder bin ich zu alt für so einen Sch… oder ein Spießer.

• Finde es schon ziemlich überzogen. Aber vielleicht bringt es was.

• Ich finde die Serie überhaupt nicht ansprechend. Da werden Auszubildende meiner Meinung nach falsch dargestellt. Mich würde die Serie nicht anwerben.

• Habe mir die erste Folge angesehen und finde sie schrecklich. Verstehe nicht, wie die damit den Beruf attraktiver machen wollen.

Auszubildene im 1. bis 3. Ausbildungsjahr

Obwohl ich mit meinen 19 Jahren wahrscheinlich zu der Generation gehöre, die mit den 5 Episoden angesprochen werden soll, ist das nicht der Fall. Durch alle 5 Episoden ziehen sich Klischees, die an der einen oder anderen Stelle auch zutreffend sind, aber hauptsächlich diese vielfältige generalistische Ausbildung auf einzelne überkommene Vorstellungen runterbrechen. Anstatt bekannte, veraltete Klischees bzw. Vorurteile aufzugreifen, sollte man lieber neue, vielleicht noch nicht jedem bekannte Aspekte der Ausbildung darstellen. Teilweise ist das auch geschehen, zum Beispiel als das Gehalt Thema war und die verschiedenen Möglichkeiten der Ausbildung, Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege, aufgegriffen wurden.

Das Smartphone ist immer wieder ein großes Thema in den Videos gewesen, obwohl es nicht mal ansatzweise so ein großes Thema ist in der Realität. Klar, jedem ist bekannt, dass Medien heutzutage relevant sind, aber anstatt zum Beispiel das Arbeiten mit Tablets oder Laptops in Krankenpflegeschulen aufzugreifen, was unsere Generation wirklich ansprechen könnte, werden Vorurteile zum Smartphone-Gebrauch dargestellt. Teilweise kann das vielleicht auch sinnvoll sein, aber nicht in dem Maße und vor allem nicht, wenn man in den Minuten, in denen diese Vorurteile aufgegriffen wurden, lieber ansprechende Werbung für die Ausbildung machen könnte.

Auch das Nutzen von „Prominenten“ oder Social Media Bekanntheiten ist heutzutage oft zu sehen, viel interessanter wäre es aber doch, wenn man ganz „normale“ Menschen zeigen könnten. So „normal“ wie ich und alle, die sich die Videos angucken. Jeder ist auf seine Art und Weise besonders und um die Ausbildung zur Pflegefachfrau/Pflegefachmann anzufangen, muss man keine Prominenz vorweisen, sondern Interesse.

Sinnvoll wäre auch das Darstellen von verschiedenen Altersgruppen und das Anpassen der Inforeihe an verschiedene Altersgruppen. Denn nicht nur ca. 16- bis 22-Jährige sollten angesprochen werden, sondern auch alle Altersgruppen darüber, da vor allem heute Quereinsteiger etc. häufig zu sehen sind, vor allem, wenn es sich um so eine zukunftssichere Arbeit handelt wie bei uns – ein Punkt, den man hätte auch stärker betonen können.

Also zusammenfassend kann man sagen, dass einige Punkte der Inforeihe der Wahrheit entsprechen und auch zielführend sein könnten, allerdings ist das bei dem größten Teil nicht der Fall. So ist die Inforeihe für mich leider nicht ansprechend und vor allem nicht sinnvoll, um neue Leute auf die Ausbildung aufmerksam zu machen.

L. S., 19 Jahre, PFF 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit habe, meine Meinung zu der Kampagne „Ehrenpflegas“' äußern zu können. Es fällt mir jedoch schwer, dies auf sachlicher Ebene zu gestalten, da die gesamte Thematik überwiegend emotional behaftet ist. Denn die Kampagne macht mich fassungslos – und das direkt auf multiplen Ebenen.

Ich habe mein Abitur 2018 abgeschlossen und entschied mich im Anschluss für die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger. Die Art und Weise, wie das Niveau der Ausbildung in der Miniserie dargestellt wird, entspricht nicht ansatzweise dem, was ich tagtäglich auf der Arbeit oder in der Schule erlebe. Gerade unter dem Aspekt, dass das selbst gesteckte Ziel der Kampagne scheinbar ein informierender und unterhaltsamer Charakter sein soll, verstehe ich den Zusammenhang zwischen den dargestellten Inhalten und der Realität nicht. Auf der offiziellen Internetpräsenz der Bundesregierung wird beschrieben, dass die Verzerrung der Realtität ein Teil des humoristischen Konzeptes der Serie sei. Humor ist ein subjektives Geschäft.

Auf benannter Internetpräsenz wird ebenfalls die Zielgruppe der Kampagne genannt, welche junge Menschen sowie Erwachsene mit dem Wunsch nach beruflicher Umorientierung sein soll. Die Frage, ob gerade die zweite Zielgruppe mit der Miniserie in irgendeiner Art und Weise angesprochen wird, erwähne ich rhetorisch. Die junge Generation wird in der Miniserie durch permanente Handyfixierung und klischeebehaftete Charaktere dargestellt. So scheint „Boris“ der klassisch desorientierte Jugendliche zu sein, der in der Serie zudem dümmlich dargestellt wird und einen Migrationshintergrund zu haben scheint. Hierzu sei erwähnt, dass dies auf Oberschulen bzw. ehemaligen Haupt- und Realschulen leider ein gängiges Bild ist. „Harry Potter“ übernimmt den Klischees nach die Rolle der „Streberin“, welche in der Serie tatsächlich aktuell relevante Themen, wie z.B. den Klimawandel, etc. anspricht. Durch u.a. „Boris“ wird jedoch dies negativ behaftet und abgewertet. Gerade dieses „Schwarz-Weiß-Denken“ ist omnipräsent in Schulen jeglicher Art und ist nicht selten Gegenstand von Mobbing. Auch wenn der Gedanke dahinter sein könnte, alle Gesellschaftsschichten bzw. -gruppen anzusprechen, um benannte für die Ausbildung zu mobilisieren, sollte auch hier der Bezug zur Realität nicht unterschlagen und vor allem Schattenseiten dieser Klischeegruppen bedacht werden.

Eine solche Kampagne kostet Geld. Geld, welches in diesem Fall u.a. bezuschusst wurde. Im Internet kursieren Zahlen rund um die 700.000 Euro. Gerade im Kontext der von Gesundheitsminister Spahn mehrmals angekündigten Prämien für die Gesundheits- und Krankenpfleger, welche im Übrigen für den Großteil aller Kollegen nach wie vor Teil einer Wunschvorstellung ist, ist dies ein bitterer Beigeschmack.

Meine persönliche Meinung:

Ich möchte nicht mit Auszubildenen oder Kollegen zusammenarbeiten müssen, welche nur im Ansatz in ihren Charakterzügen so sind, wie die Darstellungen in der Miniserie. Mein Beruf ist ein anspruchsvoller Beruf. Anspruchsvoll, was Sozialkompetenzen angeht, aber vor allem auch fachlich. Gerade im somatischen Bereich erlebe ich häufig, dass gerade die „Kleinigkeiten“ einen sehr großen Effekt haben können. Ob negativ oder positiv ist individuell zu betrachten. Das gesamte Konzept der Kampagne versagt aus meiner Perspektive in jeglichen Aspekten: In meinem gesamten Umfeld findet die Miniserie nicht eine einzige Person unterhaltsam, die Sachinhalte, welche scheinbar zufällig und fast zusammenhangslos erwähnt werden, haben keinen großen - oder keinen - informativen Wahrheitswert bzw. Realitätsgehalt. Die Miniserie ist zudem auf beeindruckende Art und Weise respektlos, degradierend und deprofessionalisierend. Gerade eine Berufsgruppe, welche bereits durch Pflegemangel, unattraktive Arbeitszeiten und dem Arbeitsalltag nicht angepasste Bezahlung vorbelastet in das Jahr 2020 gestartet und dann zusätzlich durch die COVID-19-Pandemie strapaziert worden ist, kann so etwas wie die Kampagne NICHT gebrauchen.

Mit freundlichen Grüßen,

Bjarne Lohgard, Auszubildener in der Gesundheits- und Krankenpflege

Also ich persönlich fühle mich der Zielgruppe nicht zugehörig. Ich kann den Ansatz des Bundesministeriums aber nachvollziehen, da die Serie auf eine andere Altersgruppe abzuzielen scheint. Ich schätze die Zielgruppe auf ca. 16 bis 20, da in der Serie viel mit Jugendworten, Slang - der verwendete Sprachstil kommt in meiner Generation nicht vor - und Personen des öffentlichen Lebens - Youtubern - gearbeitet wird, die in eben dieser Altersgruppe ihren Erfolg feiern.

Die Kampagne an sich könnte jungen Leuten helfen, die sich für den Beruf des Pflegefachmanns interessieren, Einblicke in die generalistische Ausbildung zu bekommen. Allerdings muss man dazu sagen, das ein Youtube-Kanal mit nicht ganz 6000 Abonnenten eine geringe Reichweite hat.

D. M., 26 Jahre, PFM 2020

Also ich fühle mich überhaupt gar nicht angesprochen und finde, dass diese Art und Weise, den Ausbildungsberuf schmackhaft zu machen, eventuell eine „falsche“ Zielgruppe ansprechen könnte.

Ich persönlich finde, dass dieser Ausbildung z.B. durch das Nichtbenutzen von Artikeln, weniger Professionalität und auch Niveau zugesprochen wird. Außerdem kommt es so rüber, als würde oder sollte man die Ausbildung einfach mal so anfangen – ohne sich vorher irgendwelche Gedanken bezüglich des Berufes zu machen.

S. C., 27 Jahre, PFF 2020

Auch wenn die Videos teilweise der Realität entsprechen, z.B. am Anfang des zweiten Videos, finde ich, unterstützt das Format zu sehr Klischees: den unbeliebten Nerd, das It-Girl und den „Quoten-Ausländer“ – klingt hart, aber runtergebrochen entspricht es der Wahrheit. Auch wenn ich wahrscheinlich zu der Generation gehöre, die angesprochen werden soll, finde ich das nicht wirklich zielführend. Unsere Generation ist ohnehin schon viel zu locker im Umgang mit Sprache und sehr leichtsinnig. Krankenpflege ist kein Schulhof, ich dachte immer an Anstand und Würde, Eintritt in das Erwachsenenalter und Berufsfindung, was in den Videos nicht hervorkommt - eher wie eine zweite Oberstufe. Ich verstehe den Ansatz, aber mag die Umsetzung nicht...

Es sind auch immer dieselben Motive: Menschen helfen, Kranke versorgen... Ich denke, es wird Zeit für neue Beweggründe als die, die man schon tausend mal gehört hat.

N. K., 19 Jahre, PFM 2020

„Sehr geehrte Damen und Herren,

wir, der Mittelkurs 19/22 der Krankenpflegeschule Saarlouis, möchten uns in diesem Schreiben an Sie wenden bezüglich der Videoreihe #Ehrenpflegas. Wir haben uns als Kurs mit der Webserie beschäftigt und möchten Ihnen im Folgenden erläutern, warum diese unseren Beruf und unsere Standards in ein schlechtes Licht rücken. Trotz der professionellen Produktion und schauspielerischen Leistung bleibt die Miniserie weit hinter dem Anspruch zurück, eine realistische Darstellung auf die Ausbildung und den Beruf zu werfen.

Angefangen mit dem Protagonisten Boris, welcher seine Prioritäten der Ausbildung in Geld, Freizeit und Zeit am Handy sieht. Der Versuch, einen Sinneswandel im Charakter darzustellen, ist gescheitert. Es wirkt auf den Zuschauer so, als ob die generalisierte Ausbildung leicht verdientes Geld wäre und keine Arbeit beinhaltet. Sowohl die Darstellung des theoretischen Unterrichts als auch der Arbeit am Patienten lassen jeden Bezug zur Realität vermissen. Selbst das Lehrpersonal wird durch fehlende Fachkenntnisse, Desinteresse und mangelnde Sozialkompetenz ins Lächerliche gezogen. Selbst die „Patienten“ und „Bewohner“ wirken nicht wie solche und werden dazu noch von den Auszubildenden verhöhnt. Es werden falsche Versprechungen gezeigt, da man sich mit der Ausbildungsvergütung teure Handys, teure Autos und Wohnungen leisten kann. Außerdem wird gezeigt, wieviel Freizeit sie haben, indem sie oft feiern gehen können. Die Freunde von Boris wirken, als würden sie den Beruf von ihm nicht wertschätzen und machen sich nur über seine Ausbildung lustig und vermitteln Boris damit, dass er mit dieser Berufswahl keine Zukunftsperspektive hat.

Zusammengefasst kommen wir zu dem Ergebnis, dass eine völlig falsche Zielgruppe angesprochen wurde, welche sich nicht für den Beruf eignen würden.

Mittelkurs der Krankenpflegeschule am Klinikum Saarlouis vom DRK – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Rheinpfalz-Saar e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Dr. Giffey,

im Rahmen unserer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpfleger/-in, haben wir uns im Unterricht mit Ihrer Miniserie „Ehrenpflegas“ beschäftigt und haben nun das Bedürfnis, unsere Meinung zu dieser mit Ihnen zu teilen.

Die Vorgehensweise, junge Menschen in unserer Gesellschaft über die sozialen Medien auf die generalistische Krankenpflegeausbildung aufmerksam zu machen, finden wir grundsätzlich gut. Allerdings wirft die Ausführung für uns einige Fragen auf und führt zu allgemeinem Unverständnis.

Im Folgenden wollen wir auf einige, für uns besonders wichtige Aspekte eingehen:

Charaktere

Die multikulturelle Auswahl an Schauspielern ist uns besonders positiv aufgefallen, wir können dieses aus unserer Ausbildung nur bestätigen. Die humoristische Darstellung der Charaktere können wir als Konzept zur Werbung für den Beruf nachvollziehen, finden jedoch die Umsetzung, sich auf Basis der Intelligenz der Auszubildenden in der Serie zu amüsieren unvorteilhaft.
Aussagen wie: „Ich chille da mit Alten und Kranken...“ finden wir absolut unangemessen und distanzieren uns in jeglicher Hinsicht von solchen Formulierungen. Unsere Berufsethik charakterisiert sich für uns im Wesentlichen durch die professionelle Begleitung und Behandlungspflege von Klienten/Klientinnen in für sie schwierigen Lebenssituationen.

Professionalität

ln der Filmreihe kommt es immer wieder zu Diskrepanzen in der Nähe- und Distanz-Balance zwischen den Patienten/Patientinnen und den Auszubildenden. Den menschlichen Aspekt darzustellen, finden wir wichtig, jedoch ist es für uns persönlich unprofessionell, sich in seiner Freizeit über soziale Netzwerke mit seinen Klienten/Klientinnen auszutauschen sowie die stigmatisierende Jugendsprache an diese heranzutragen. Ausdrücke, wie: „Alter und Bruder“ können im Kontakt mit kognitiv beeinträchtigten Menschen zu Verwirrung führen.
Als sinnvoll erachten wir auch die Miteinbeziehung der gesellschaftlichen Meinung zu unserem Beruf. Wörter wie z.B. „Gammelfleisch“ haben in einem Werbevideo für unseren Beruf allerdings wirklich gar nichts zu suchen.

Verharmlosung von Kriminalität

„Weil's manchmal Wunder wirkt, wenn jemand der ganz viel Sch*** in seinem Leben gebaut hat, auf jemanden trifft, der seine Hilfe braucht. Einen alten Menschen zum Beispiel.“ Diese Aussage suggeriert auf Grundlage von Boris‘ Verhalten - Körperverletzung - dass Gewalttäter in der Pflege willkommen sind und jeder eine zweite Chance erhält. Für die Zulassung zur staatlich anerkannten Examensprüfung, zum Abschluss der Ausbildung, wird ein Führungszeugnis benötigt, in welchem Straftatbestände, wie die oben benannte Körperverletzung aufgeführt werden. Ein solcher Eintrag kann zur Ablehnung der Durchführung der Examensprüfungen führen. Für die Gesellschaft, welche sich nicht zwangsläufig mit den Voraussetzungen zum Ablegen des Pflegeexamens auskennt, könnte dies den Eindruck erwecken, dass Vorbestrafte in einem solch hochsensiblen Beruf arbeiten können und keine Folgen aus ihren Straftaten resultieren.

Vergütung

Wir sehen es als positiv an, dass die Vergütung mit der generalistischen Ausbildung für alle - vorher unterteilten - Berufsgruppen nun einheitlich ist. Zudem finden wir die Vergütung für Auszubildende in der Pflege im Allgemeinen angemessen.

Nach dem Examen jedoch steht das Gehalt in keinem Verhältnis zu der zu tragenden Verantwortung für die Qualität von Menschenleben und Belastung durch die Schichtarbeit. Dies wird in der Miniserie deutlich überspielt.

Wir möchten mit diesem Schreiben ausdrücken, dass wir uns als Auszubildende zum/zur Gesundheits- und Krankenpfleger/-in von der Darstellung unseres Berufes in der Miniserie „Ehrenpflegas“ nachdrücklich entfernen.

Eine realitätsnahe Werbekampagne, bei der Verbände, welche die Pflege repräsentieren, die Pflegefachkräfte, aber auch die Auszubildenden selbst miteinbezogen werden, wäre wünschenswert.

Paula Hermann, Abdelsslam Hussein, Carlos Muno, Lya Jolie Röder, 3. Ausbildungsjahr, Schule für Pflegeberufe des Städt. Klinikums Lüneburg – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Lüneburg e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die letzte Woche erschien die Miniserie „Ehrenpflegas“, welche einen Einblick in die Ausbildung der Pflegeberufe geben soll.

Da wir selbst aktuell im Bereich der Krankenpflege ausgebildet werden, möchten wir gerne zu der „Werbung“ Stellung nehmen.

Bereits in den ersten Minuten fällt die Ausdrucksweise des Schülers „Boris“ auf. Den ganzen Film über wird diese nicht besser und auch andere Charaktere drücken sich häufig vulgär aus. Ausdrücke wie „Alter, Bruder" etc. im Altenheim zu nutzen und allgemein die Verwendung von Ausrufen wie „Fuck, Scheiße, Pimp" etc. sind unserer Ansicht nach nicht für einen Werbespot geeignet. Und vor allem nicht bei der Darstellung eines sozialen Berufes wie der Pflege. Durch die schlechten Sprachkenntnisse des Protagonisten entsteht direkt der Eindruck, dass dieser inkompetent sei, es aber für die Pflege ausreichen würde, sich so zu artikulieren. Das Berufsverständis beschränkt sich auf das Geldverdienen, welches, wie wir alle wissen, dennoch unglaublich gering ist, und die alltäglichen Verrichtungen der Pflege werden auf „Essen anreichen“, „Hintern abwischen“ und die morgendliche Körperpflege reduziert.

Essentielle Bestandteile wie die Wundversorgung, assistierende Arbeiten bei ärztlichen Tätigkeiten und Verfahren, Beraten und Anleiten und die Begleitung der Auszubildenden durch Praxisanleiter werden in der Miniserie nicht gezeigt. Zudem wird ausschließlich Bezug auf die Altenpflege genommen, jedoch kaum auf die Gesundheits- oder Kinderkrankenpflege.

Das schlechte Bild des Berufes in der Gesellschaft wird auch noch einmal deutlich hervorgehoben. Vorurteile wie beispielsweise das Windelnwechseln werden schamlos als Beleidigung benutzt. Hierdurch wirkt es so, als wäre es peinlich, diesen Beruf auszuüben. Dies finden wir sehr schade, da genau diese Vorurteile, welche in der Gesellschaft immer noch verankert sind, nicht existieren sollten und auch nicht lustig oder angebracht sind. Dadurch vermittelt die Serie den Eindruck, es müsse sich für die Ausübung des Pflegeberufs geschämt werden.

Dennoch hat die Sendung teils einen amüsanten Faktor und ist bedingt informativ. So wird deutlich, dass Gemeinschaft, Zusammenhalt und Teamarbeit essentielle Bestandteile des Berufes sind. Es werden auch kleine Eindrücke in den Arbeitsalltag gegeben und Tätigkeiten wie Kommunikation hervorgehoben, allerdings leider nur in der Altenpflege und nicht ausreichend. Auch die Zukunftsperspektive und das Studium werden angesprochen, allerdings nicht weiter ausgeführt. Es wurden auch politische Punkte wie die Überstunden oder der Klimawandel erwähnt. Leider wurde die Aufmerksamkeit direkt davon abgelenkt, was den Eindruck vermittelt, die Themen würden verharmlost werden. Der Inhalt, dass der Beruf einen Menschen positiv verändert und dadurch Selbstständigkeit erlangt werden kann, wird am Schluss noch einmal verdeutlicht.

Insgesamt wirkt die Sendung gering amüsant und stellt die Berufsgruppe Pflege falsch dar, verharmlost viele Probleme, wirkt abwertend und verpöhnt den Beruf. Angesichts des Pflegemangels ist aber eine positive Werbung notwendig, um das Bild der Gesellschaft über den Beruf zu ändern.

„Mach Karriere als Mensch...“, aber nur nett zu sein und ansonsten nichts leisten zu müssen, nicht motiviert zu sein oder keine angemessene Intelligenz zu besitzen ist nicht die Art von Mensch, die eine solche Karriere einschlagen sollte.

Wir bitten daher, den Kern dieser Serie deutlicher hervorzuheben, Vorurteile zu widerlegen und nicht als Instrument für Humor zu nutzen. Wir fühlen uns sehr falsch verstanden, wenn wir Physiologie-, Anatomie-, Biologie- und Soziologiekenntnisse besitzen, welche der „Durchschnittsbürger“ nicht hat, aber von der eigenen Regierung offenbar als dumm und handyfixiert dargestellt werden. Dadurch werden keine kompetenten Arbeitskräfte angesprochen, sondern die, die letzten Endes keinerlei Eignung für so einen wichtigen und verantwortungsvollen, teilweise auch sehr belastenden Beruf haben.

„Mach Karriere als Mensch...“, ja, aber nur Mensch zu sein zeichnet eine Pflegekraft nicht aus.

Mit freundlichen Grüßen

Luisa Bitti, Marie-Charlotte Kahnau, Lisann Retzlaff, Isabel Scharzkopf, 3. Ausbildungsjahr, Schule für Pflegeberufe des Städt. Klinikums Lüneburg – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Lüneburg e.V.

Sehr geehrte Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey,

hiermit teilen wir, Auszubildende zu Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, Ihnen unsere Distanzierung bezüglich der Miniserie "Ehrenpflegas" mit.

Um dem Mangel an Pflegefachpersonal entgegenzuwirken und somit ein Gleichgewicht zwischen Versorgungsbedarf pflegebedürftiger Menschen und pflegerischem Angebot herzustellen, bietet das Konzept einer Miniserie einen Anreiz junger Altersgruppen für die Pflegeausbildung.

Die Miniserie der Kampagne „Mach Karriere als Mensch“ des BMFJFS beinhaltet jedoch weder Inhalte und Richtlinien der Theorie, noch einen fachlich korrekten Einblick in die Praxis der generalistischen Pflegeausbildung. Die Generalistik umfasst Themenunterrichte sowie Praxiseinsätze der drei Berufsbilder Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Altenpflege. Die Miniserie „Ehrenpflegas“ handelt in Bezug auf die Praxiseinsätze im Wesentlichen von einem Einsatz in einem Pflegeheim, bei dem in einer respektlosen Ausdrucksweise mit und über die Patienten gesprochen wird. Diese Redeweise ist, unserer Meinung nach, nicht an einem modernen Redestil der heutigen Jugend angelehnt,sondern schlichtweg despektierlich.

Der zur despektierlichen Ausdrucksweise hinzukommend dargestellte Handlungsbereich entspricht nicht dem einer Pflegefachfrau bzw. eines Pflegefachmannes. Es handelt sich in der Pflege nicht ausschließlich um die gesellschaftliche Betreuung, sondern ebenfalls um Tätigkeiten wie die Unterstützung bei Körperpflege, die Patientenbeobachtung und die Erstellung von Pflegeplanungen, die Vitalzeichenkontrolle u.v.m.

Des Weiteren wird nicht aufgezeigt, welche Möglichkeiten nach erfolgreicher Vollendung der Ausbildung bestehen.
Wir bitten darum, dass realistische Einblicke gewährleistet werden, um das Interesse für die Pflegeausbildung zu wecken.

Mit freundlichen Grüßen

Svenja Brüdgam, Kim-Lea Jahnke, Lea-Sophie Schnepel, 3. Ausbildungsjahr, Schule für Pflegeberufe des Städt. Klinikums Lüneburg – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Lüneburg e.V.

Sehr geehrte Frau Dr. Giffey,

die von Ihnen in Auftrag gegebene Minifilmreihe „Ehrenpflegas“ hat die wirklichen jungen Menschen in der Pflege in kontroverse Gefühlslagen gebracht. Einerseits sind uns die Nutzung unter den jugendlichen bekannte Schauspielern sowie die freundschaftliche Beziehung, die sich zwischen den Protagonisten entwickelt, positiv aufgefallen. Andererseits haben wir außerdem eine lange Liste negativer Aspekte zusammengestellt.

Es ist enttäuschend, dass die Merkmale der generalistischen Ausbildung und das Tätigkeitsfeld der Pflege nicht Hauptaugenmerk ihrer Darstellung geworden sind. Die Pflege wird unserer Meinung nach in einem falschen Licht dargestellt. Die Pflege als Profession wird nicht ernstgenommen, sondern als eine lustige Nebentätigkeit, die man nebenbei erlernen kann, dargestellt. Der Sprachgebrauch ist verzerrt zur Realität und impliziert einen unprofessionellen Umgang, welcher schnell als Respektlosigkeit missgedeutet werden kann. Die Ausbildung zur Pflegekraft baut sich auf Respekt, Empathie, Vertrauen und der Motivation zur Weiterbildung auf, welches, was wie wir glauben, in der Serie nicht ausreichend repräsentiert wurde. Der Schwerpunkt wird auf das überdurchschnittliche Gehalt und die Probezeit gelegt, frei nach dem Motto „Die nehmen doch sowieso jeden“. Dies stellt einen Vertrauensbruch gegenüber den Menschen dar, die professionell Pflege leisten und diese empfangen wollen.

Pflege ist ein sensibles Thema, welches zurzeit stark diskutiert wird. Sind wir unser Geld wert? Ist das, was wir tun, wichtig? Seit Jahrzehnten kämpft die Pflegebranche um Anerkennung, doch aus ihrer Darstellung geht nichts davon hervor. Stattdessen geht es um Liebesgeschichten, Smartphone-Nutzung und mit möglichst einfachen Mitteln durch die Ausbildung zu kommen. Von Professionalität keine Spur. Es scheint keine Notwendigkeit eines höheren Bildungstandes zu geben.

Im Namen der Menschen, die diese Ausbildung nicht nur als Möglichkeit für schnell verdientes Geld, sondern als Berufung sehen, möchten wir an Sie appellieren, die Sicht auf die Pflege wieder ins rechte Licht zu rücken.

Auszubildende im 3. Ausbildungsjahr, Schule für Pflegeberufe des Städt. Klinikums Lüneburg – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Lüneburg e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Bezug auf die Kurzserie „Ehrenpflegas“ möchten wir eine Stellungnahme abgeben!

Unserer Meinung nach wurde der Beruf nicht realitätstreu dargestellt.

Für uns kam es so rüber, dass man keine besonderen Voraussetzungen erfüllen muss, was nicht stimmt, da unser Beruf mit viel Verantwortung und Kenntnissen verbunden ist.

In der Serie wurde es so dargestellt, dass die Pflegekräfte die Privatsphäre der Bewohner/des Patienten, ohne den Bewohner miteinzubeziehen, missachten.

Der Fokus der Serie liegt nur auf der Interaktion des Protagonisten und nicht auf dem Alltag eines Auszubildenen.

Wir hätten uns gewünscht, dass…

• die Tätigkeiten einer Pflegekraft aufgezeigt werden.

• Ausbildungsvoraussetzungen, Lerninhalte usw. erklärt werden.

• Bezug auf die verantwortungsvolle Arbeit genommen wird.

• Bezug auf Teamarbeit genommen wird, was ein großer und wichtiger Teil des Berufes ist.

Mit freundlichen Grüßen

Auszubildende im 3. Ausbildungsjahr, Schule für Pflegeberufe des Städt. Klinikums Lüneburg – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Lüneburg e.V.

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege im 3. Lehrjahr aus der Krankenpflegeschule Lüneburg würden gerne ein Statement zu der Miniserie „Ehrenpflegas“ abgegeben: Wir möchten Ihnen mitteilen, dass wir die Intention hinter der Miniserie als positiv empfunden haben, auf den Pflegeberuf aufmerksam zu machen. Des Weiteren fiel uns die adressatengerechte Gestaltung teilweise positiv auf, jedoch hat uns die vulgäre Ausdrucksweise - gerade gegenüber den Patienten - sehr gestört, da es die Realität in keinster Weise widerspiegelt.

Wir hätten uns gewünscht, dass in der Serie mehr auf den stationären und pflegerischen Alltag sowie die einzelnen Aufgabenbereiche, welche mit Relevanz und viel Verantwortung verbunden sind, eingegangen wird. Außerdem finden wir es sehr schade, dass unser Berufsbild so abwertend dargestellt und zugleich heruntergespielt wurde. Das eigentlich Ziel ,über den Beruf auzuklären und diesen attraktiv darzustellen, wurd in unseren Ausgen massiv verfehlt.

Mit freundlichen Grüßen

Auszubildende im 3. Ausbildungsjahr, Schule für Pflegeberufe des Städt. Klinikums Lüneburg – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Lüneburg e.V.

Wir, als der Unterstufenkurs der KPS am Krankenhaus Saarlouis vom DRK, wollen hiermit unsere Meinung zu der vom Bundesministerium veröffentlichten Mini-Serie „Ehrenpflegas“ ausdrücken.

Positiv wahrgenommen haben wir dabei die menschliche Vielfalt der Klassengemeinschaft und die schöne Charakterentwicklung von Boris. Man konnte sehen, wie der Beruf, trotz anfänglichem Desinteresse, zur Berufung wurde. Auch das Gemeinschaftsgefühl und der im späteren Verlauf gute Zusammenhalt hat uns gefallen. Es wurden Informationen zur Generalisierung des Pflegeberufs sowie der Verdienst- und Karrieremöglichkeiten vermittelt und ein Einblick in den Berufsalltag gewährt.

Leider war dieser Einblick jedoch viel zu oberflächlich und durch einen unangemessen humoristischen Ansatz völlig verzerrt. Wir verstehen, dass die Verwendung von „Jungendsprache“ der entsprechenden Zielgruppe geschuldet ist, leider sind die Produzenten dabei völlig über das Ziel hinausgeschossen. Die Art des sprachlichen Umgangs ist teilweise völlig unangemessen und trifft bei uns auf wenig Verständnis. Respektlosigkeit gegenüber älteren Menschen und Mitschülern wird als „normal“ verkauft. So würde es einer kompetenten Pflegefachfrau/-mann nie in den Sinn kommen, einen Patienten mit „Alter“ anzusprechen. Auch die verharmlosende Darstellung von Mobbing hat uns entsetzt.

Weiterhin gewinnt man den Eindruck, dass der Pflegeberuf keinerlei Kompetenzen erfordere, sondern von jedem ausgeübt werden könne, der über ein gutes Herz verfügt. Natürlich ist Empathie eine der Grundvoraussetzungen, aber die Ansprüche an die Auszubildenden gehen weit darüber hinaus. Es ist keineswegs so, dass jeder, aus dem sonst nichts wird, einen Platz in der Pflege finden kann, so wie es in der Serie dargestellt wird.

Wir befürchten, dass durch „Ehrenpflegas“ bei den falschen Personen ein Interesse an dem Pflegeberuf geweckt wird und besser geeignete junge Menschen vielmehr abgeschreckt werden. Die Pflege ist ein anspruchsvolles und vielseitiges Berufsfeld, das umfangreiches Fachwissen, soziale Kompetenz und eine hohe psychische und physische Belastbarkeit voraussetzt. Das allgemeine Vorurteil, Pflege sei eben dies nicht, wird durch die Kurzserie weiter geschürt. Das können wir nicht gut heißen. Es schmälert das Vertrauen der Patienten in die Pflegekräfte.

Ist das das Bild, das die Regierung von unserem Beruf hat und das sie an die Bevölkerung vermitteln möchte? In Zeiten der Corona-Krise wurde den Pflegekräften mehr Anerkennung für ihre aufopfernden Bemühungen versprochen, stattdessen ernten sie jetzt Hohn und Spott.

Auszubildende der Krankenpflegeschule am Klinikum Saarlouis vom DRK – Kooperationspartner der DRK-Schwesternschaft Rheinpfalz-Saar e.V.

Sehr geehrtes Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend,

wir als Auszubildende finden diese Serie sehr diskriminierend und als völlig respektlos dargestellt. Mit solch einem „Beitrag“ werten Sie den Pflegeberuf ab und ziehen diesen durch den Dreck. Unser Arbeitsalltag enspricht keinster Maßen dem, was Sie in dieser Miniserie gefilmt haben. Unserer Meinung nach sollten Sie über einen längeren Zeitraum den Aufgabenbereich der Pflege persönlich kennenlernen, damit Sie ein reales Bild erlangen!

Mit freundlichen Grüßen

M. M. und A. Y., 04/19, München

Also mal ganz davon abgesehen, dass diese Serie sich an sämtlichen Klischees bedient, die der Mensch nur kennt und es einfach kaum um Pflege geht, finde ich es außerdem unmöglich, wie stigmatisiert die Schüler_innen dargestellt werden. Wir haben den dummen Altenpfleger, die superkluge Kinderkrankenschwester und die sexy Krankenschwester.

Ich finde das total traurig weil ich nicht den Eindruck habe, dass irgendwer in unserer Klasse diesen Figuren entspricht.
Außerdem ist das Bild, welches von Lehrpersonen vermittelt wird, absolut realitätsfern.

Wir alle, Lehrkräfte sowie Auszubildende, arbeiten jeden Tag hart und ich finde es beleidigend, dass es so dargestellt wird, als wäre dies nicht so.

Pflege ist kein Zuckerschlecken und auch keine Ausbildung, die man mal so nebenbei macht. Wir alle werden jede Minute, die wir in der Schule oder im Praxiseinsatz verbringen, gefordert und manchmal kommt man da auch ganz schön an seine Grenzen.
Ich möchte mich besonders gegen die Art und Weise aussprechen, wie in der Serie mit den Pflegeempfängern umgegangen wird. Das Benehmen, welches der Auszubildende Boris an den Tag legt, ist eine absolute Katastrophe und wird so in der Realität auch nicht vorkommen, weil uns als Auszubildende von Anfang an beigebracht wird, wie man professionell mit Pflegeempfängern kommuniziert.
Das einzige, was diese Serie erreicht, ist, den Pflegeberuf ins Lächerliche zu ziehen und diejenigen abzuschrecken, die die Pflegeausbildung in Betracht ziehen.

Ich bin eigentlich sehr stolz darauf, diese Ausbildung zu machen und finde es beschämend, dass wir so dargestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen

L. H., München

Ich sehe mich als Auszubildende nicht korrekt dargestellt, denn durch die Figur Boris wird das Bild vermittelt, dass wir als Auszubildende einfach von Begriff sind und aus Langweile diesen Beruf ergreifen, weil wir nicht wissen, was wir sonst nach der Schule tun sollen. Außerdem hat der Protagonist offensichtlich keine Lust auf seinen Beruf. Die Serie spiegelt also nicht korrekt meine Werte und Einstellung wider, die für mich entscheidend dazu beigetragen haben, den Beruf zu ergreifen. Der Arbeitsalltag wird entspannt dargestellt. Auch für das Pflegepersonal belastende Situationen wie der Tod eines Patienten, werden durch einen Witz ins Lächerliche gezogen – mit der Bemerkung es sei ja wie in „Game of Thrones“. Auch mein Arbeitsalltag wird in der Serie anders dargestellt. So missachtet der Protagonist die Schweigepflicht, als er in einem Referat namentlich über einen Patienten spricht, und der Arbeitsalltag wird als einfach und entspannt dargestellt.

Ich sehe mich als Auszubildende als motiviert, neue Dinge zu lernen, Wissen zu erlangen und für unsere Patienten da zu sein. Ich habe Spaß an meinem Beruf und habe ich mich bewusst und mit Herzblut entschieden, diese Ausbildung anzufangen, obwohl der Klinikalltag eine große Herausforderung darstellt und sicher nicht einfach zu bewältigen ist.

Es ist sehr enttäuschend, wenn die Menschen, für die eine solche PR-Aktion ins Leben gerufen wird, sich missverstanden und falsch repräsentiert fühlen. Um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten, muss man keine Miniserie drehen, in der junge Protagonisten im Stil von „Fuck Ju Göthe“ einen auf lustig machen und dadurch den Berufsstand ins Lächerliche ziehen, sondern man muss etwas an den Arbeitsbedingungen ändern - bessere Vergütung, mehr Personal - , dann würden auch mehr junge Menschen sich für diesen Weg entscheiden.

Auszubildende aus München

Es ist gut, dass das Familienministerium diese Kampagne gestartet hat und man versucht, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern.

Es ist gut, dass man sich dazu entschlossen hat, den Pflegemangel anzugehen.

Ein Problem ist sicher, dass die Allgemeinheit keine klaren Vorstellungen von den Aufgaben und Anforderungen des Pflegealltags hat.
Doch genau das ist das Problem dieser Serie. Sie ist fernab von jeder Realität. Die Darstellung der Protagonisten - insbesondere die Figur „Boris“ - ist beschämend und beleidigend für alle, die sich für diese Ausbildung und diesen Beruf entschieden haben. Warum hat man bei der Produktion der Serie keinen Wert darauf gelegt, in den Kontakt mit beruflich Pflegenden zu treten und deren Erfahrungen einfließen zu lassen?

Vermutlich soll „der große Reality Check“ das kompensieren. Heraus kam jedoch weichgespülte Selbstkritik anstelle der Darstellung der Realität von Auszubildenden und Pflegenden oder deren Motivation, diesen Beruf auszuüben.

Ich hätte mir gewünscht, dass man die Arbeit in der Klinik mehr beleuchtet, da dort der eigentliche Schwerpunkt unserer Arbeit liegt.
Eine Collage aus Reportagen aus verschiedenen Arbeits- und Ausbildungsbereichen, den Erfahrungen von Pflegekräften zum Beispiel.
Ich wollte diese Ausbildung machen, um einen besseren Einblick in die Arbeit im medizinischen Bereich zu bekommen. Besonders das Anleiten und Erklären von Sachverhalten, macht mir Freude. Man benötigt umfangreiches fachliches Wissen, Einfühlungsvermögen und muss auf jeden eingehen können.

Leider ist die Zeit dazu oft knapp. Viele Auszubildende bleiben nicht in diesem Beruf.

Ändern Sie etwas an den Arbeitsbedienungen, damit man sich wieder eine langfristige Perspektive im Pflegebereich vorstellen kann. Die Teil-Akademiesierung ist sicher ein guter Weg, doch müssen auch die Rahmenbedienungen stimmen. Senkung des Kostendrucks der Kliniken, eine veränderte Finanzierung des Gesundheitssystems nach skandinavischem Vorbild, höhere Vergütung und mehr Kompetenzen für Pflegende.

Mir ist bewusst, dass keine der genannten Punkte in den Aufgabenbereich des BMFSFJ fallen, sondern in den des Bundesministerium für Gesundheit. Eine umfassende Reform – weit über die Pflegestärkungsgesetze hinaus – könnte helfen.

Insofern werte ich die Miniserie als netten Versuch, der durch die absurde Darstellung fehlschlug.

„Ehrenpflegas“ wirkt auf mich nur abstoßend. Sollte sich tatsächlich jemand finden, der sich durch „Ehrenpflegas“ zum Beginn einer Pflegeausbildung motiviert fühlt, wird er vom Alltag bitter enttäuscht werden.

Eine realistische Darstellung unseres Berufsstandes in den Medien wirkt sich sicher positiv auf die gesellschaftliche Sichtweise auf Pflegende aus. Vielleicht fühlt sich ja jemand zu einem solchen Projekt ermutigt.

ehemalige Schülerin aus München

„Ehrenpflegas“ ist eine fiktive Miniserie, die im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Herbst 2020 veröffentlicht wurde.

Ziel dieses Projektes ist es, laut der Website des Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, auf „humorvolle und teils überspitzte Weise Informationen zur neuen Pflegeausbildung“ zu transportieren und so „Jugendliche für eine Ausbildung in der Pflege zu begeistern“.
Franziska Giffey, die derzeitige Familienministerin, beschriebt selbst, dass sie vor allem die Jugend durch die Art des Formats für den Job als Gesundheits- und Pflegefachkraft begeistern will.

Dadurch, dass die Videos auf dem YouTube Kanal des Familienministeriums zu streamen waren und drei durch deutsche Netflix-Serien im Mainstream bekannte Schauspieler die Protagonisten der Miniserie waren, scheint dies formal erst einmal sehr vorteilhaft, um eben diese Personengruppe zu erreichen.

Problematisch wird es erst durch den Inhalt der Serie: Die im April 2020 neu gestartete generalistische Ausbildung wird hier aus der Perspektive von drei verschiedenen Personen mit unterschiedlichem sozialen, finanziellen und kulturellen Hintergrund dargestellt. Das ist ja an sich nicht schlimm, allerdings könnte die Darstellung der Charaktere, deren Beweggründe für das Beginnen der Ausbildung und ihr Intellekt als nahezu beleidigend aufgefasst werden.

„Ausbildung heißt bei mir, ich mach die Probezeit, hab dann nen Vertrag und scheiß dann drauf. Kassier mein Cash und chill wie´n Maulwurf", sagt Protagonist „Boris“ zum Beispiel. Hauptmotivation scheint für alle Protagonisten das Geld und die lockeren Regeln in der Berufsfachschule zu sein. Einblicke in den tatsächlichen Pflegeberuf beziehungsweise die praktischen Einsätze, die auch Teil der „neuen“ Ausbildung sind, werden nahezu vollständig vernachlässigt. Ich befürchte die wenigsten Menschen, die in der Pflege arbeiten, sind durch „Cash“ motiviert. Das Gehalt ist zwar während der Ausbildung im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen relativ hoch, allerdings im späteren Berufsleben unter Berücksichtigung der täglichen Ansprüche, die in der Pflege an jeden Einzelnen gestellt werden, eher niedrig.
Auch wenn die „Verzerrung der Realität (…) dabei Teil des humoristischen Konzepts“ ist, kann es nicht zielführend sein, einen Beruf, für den man hier nach Aussagen des Ministeriums „begeistern“ will, als Sammelbecken für regelrecht dumme, unmotivierte und unentschlossene Menschen, als „Plan B“ darzustellen. Das hat den gegenteiligen Effekt und schreckt Menschen, die sich eigentlich für den Beruf interessieren, eher ab.

Auch die Nutzung der „Jugendsprache“, ist nicht anregend für ein jüngeres Klientel, sondern ist eher „cringe“, kommt also lächerlich rüber. Alle Gags rufen, wenn überhaupt, nur ein müdes Lächeln hervor.

Sehr fragwürdig ist außerdem, dass das Familienministerium für dieses Projekt ca. 700.000 € ausgegeben hat. Geld, das in bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege, die vor allem während Corona zum Teil zu wünschen übriggelassen haben, investiert hätte werden können.

Ich selbst bin im 2. Ausbildungsjahr zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin, eine Ausbildung zu einem Beruf, den ich nicht nur als enorm bereichernd und charakterbildend, sondern auch als essenziell für die Gesellschaft erleben durfte.

Ich möchte hiermit verdeutlichen, dass ich mich durch diese Filmreihe nicht adäquat repräsentiert fühle. Des Weiteren möchte ich das Ministerium bitten:

• Appelliert an die soziale Seite der Menschen, denn Wir helfen und sind im ständigen Patientenkontakt.
• Appelliert an die wissbegierige Seite der Menschen, denn Wir lernen jeden Tag neue Dinge.
• Appelliert an die emotionale Seite der Menschen, denn Wir sind dabei, Immer und für Jeden.

Vielen Dank

L. K., Auszubildende im 2. Ausbildungsjahr, München

Ich finde die Serie „Ehrenpflegas“ sehr unangebracht, da

  • unrealistisch
  • teilweise nicht wahr
  • es wenig um die Ausbildung, sondern um Privates geht
  • es wird dümmlich dargestellt
  • zum Teil auch sexistische Darstellung.

L. C., München

Pflegeauszubildende werden als hirnlos und faul dargestellt. Es kommt so rüber, als würde jeder nur die Ausbildung machen, weil er zu „faul“ zum Arbeiten ist. Pflege wird als „Deppenjob“ dargestellt. „Ehrenpflegas“ ist eine Beleidigung für jeden Azubi, Pfleger und Lehrer.

Die Filme/Episoden waren ganz lustig und modern. Eventuell sollte das Prinzip und gewisse Eigenschaften der generalistischen Pflegeausbildung hervorgehoben werden und etwas fachlicher gestaltet werden. Da der Anspruch doch sehr hoch ist, sollte darauf eventuell auch mehr eingegangen werden.

Sehr geehrte Damen und Herren,

anbei möchten wir uns auf Ihre „Ehrenpflegas“-Kampagne beziehen.

Wir als Auszubildende der Berufsfachschule für Krankenpflege fühlen uns diskriminiert, gekränkt und respektlos behandelt. Als professionell ausgebildete Pflegekräfte fühlen wir uns nicht wahrgenommen und erniedrigt. Dieser Beruf erfordert von den Auszubildenden gewisse Kompetenzen, wie beispielsweise emphatisches Auftreten, große Fachkompetenz, Verantwortungsbewusstsein, emotionale und psychische Stabilität.

Ihre produzierte Serie zeigt jedoch für den Beruf nicht erforderte Fähigkeiten. Sexistische Anspielungen erfahren in Ihrer Serie einen sehr hohen Stellenwert. Auch Rassismus und Mobbing haben in diesem verantwortungsvollen Beruf absolut nichts zu suchen. Seit Jahren kämpfen Pflegekräfte um einen angemessenen Stand/Ruf in der Gesellschaft. Jedoch zerstört Ihre Serie diese Bemühungen schlagartig. Es ist mehr als traurig, dass für die teuren Produktionskosten keinerlei Rücksprache mit diversen Pflegeverbänden/Pflegekammern gehalten wurden und dadurch ein stark verzerrtes Berufsbild dargestellt wird.

Folge Ihrer Serie wird sein, dass sich junge Menschen für diesen anspruchsvollen Beruf bewerben, die nicht den hohen Anforderungen an diesem Beruf gerecht werden und dementsprechend die Ausbildung abbrechen bzw. das Staatsexamen nicht bestehen können. Liegt dies in Ihrem Interesse?

Mit freundlichen Grüßen

Natalie, Jessica, Katharina, Auszubildende aus München

DIE PFLEGE OHNE EHRE – WEIL PROFESSUR, KEINE BERUFUNG UND SO.

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Miniserie „Ehrenpflegas“

Während auf der Welt der medizinische Supergau herrscht und die Infektionszahlen steigen, haut das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend (kurz: BMFSFJ) mal eben für 700.000 € die Serie „Ehrenpflegas“ raus und man fragt sich, bei einer sowieso schon angegriffenen und gezeichneten Pflegewelt: „Wo war da bitte das Timing und die Sensibilität für die aktuelle Stimmungslage.“

Es ist fast so skurril vom Timing her, wie einer überlasteten, schlechtbezahlten Berufsgruppe aus „Wertschätzung“ zu applaudieren oder gegen bestehende Maßnahmen ohne Maske zu demonstrieren, währenddessen die Pflege und andere Berufsgruppen gegen einen noch zu wenig verstandenen Feind kämpfen.

Patricia Brand, Auszubildene der Gesundheits- und Krankenpflege

Das ganze Statement von Patricia Brand können Sie hier herunterladen: PDF Download

**Diese Webseite verwendet Cookies** Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Nähere Informationen erhalten Sie in unserer (link: kontakt/datenschutz text: Datenschutzerklärung.)